Nicht immer ist die Unruhe schlecht. Das was nicht geordnet scheint, kann seinen Reiz haben. Doch dieses Chaos, welches ich meine, werde ich so nicht kennenlernen. Zu fern ist mir die Vorstellung davon.
Dieser leise Sturm, diese tobende Stille. Sie hat mich eingefangen in einem durcheinander wie ich es nicht mehr wollte. Unbedacht, blindlings und ohne Kontrolle über meinen Verstand habe ich mich hingegeben.
Das Chaos überrollte mich und ließ mir keine Sekunde um mich zu orientieren. Alles ging von selbst und nun stehe ich wieder am Anfang. Ignoration half mir damals, doch soll es abermals so sein? Vermutlich schon
Ich habe im Thread des Kurzkommispiels gelesen, dass du es nicht leiden kannst, wenn Texte keinerlei Rückmeldung bekommen. Also dachte ich mir, ich bin mal so frei, mir die zwei deiner Werke, die bisher (scheinbar) unkommentiert geblieben sind, zu Gemüte zu führen und zu rezensieren.
Beginnen wir mit dem Titel dieser Drabble-Sammlung. Er gefällt mir. Sehr sogar. Er lässt alles offen und zugleich doch bereits einiges ahnen. Ich finde ihn schön.
Bevor ich auf die einzelnen Drabbles genauer eingehen werde, möchte ich dir meinen Gesamteindruck nicht vorenthalten: ich bin angetan. Mit 100 Wörtern (ich habe nicht nachgezählt - ich verlasse mich also auf deine Ehrlichkeit und dein Word-Programm) einen Leser zu berühren ist nicht leicht, aber dir gelingt es - zumindest bei mir. Du übermittelst Emotionen auf poetisch anmutende Weise und ich habe gar keine andere Wahl, als zu abonnieren und zu hoffen, dass es bald Nachschub geben wird.
- Anklage -
Mir gefällt die dreifache Wiederholung des "Ich klage dich an" und deren Platzierung; dass du darauf stets eine erneute Anrede und eine Information/Beschreibung über den Angesprochenen folgen lässt, auch. Ich finde, man kann das Anklagende auch tatsächlich in deinen Sätzen spüren - das mag besonders der mehrfachen Erwähnung dieser drei Worte geschuldet sein, aber mit Sicherheit nicht ausschließlich. Vielleicht liegt es auch daran, dass man den Vorwurf gut nachvollziehen kann, erfahren wir Leser doch - trotz der vorgegebenen Knappheit der Worte - einiges über den Angeklagten.
"[...] Lebewesen nur irgendetwas das nicht mit dir zu tun hatte." -> zwischen "irgendwas" und "das" scheint ein Komma verloren gegangen zu sein
- Beängstigend -
Dieser Drabble unterscheidet sich von dem vorherigen. Er sieht anders aus, wie blöd das jetzt auch klingen mag, und er ist es auch. Während in "Anklage" reichlich Gründe, Erklärungen und Hintergrundinformationen geboten sind, beschränkst du dich hier auf das bloße Darstellen von Emotionen. Die Wortwahl ist poetischer, die Stimmung drückender, düsterer. Recht reflektiert wirken hingegen beide Erzähler.
Ich finde es faszinierend, wie du subjektiv erlebte Gefühle mit einer rational anmutenden Erläuterung einer emotionalen Abwärtsspirale verbindest. Den letzten Satz liebe ich.
"[...] zu neuen Welten die nur ich sehen kann." -> Welten, die
"[...] kein Sicherheitsnetzt [...]" -> Sicherheitsnetz
Ich bin gespannt auf die - hoffentlich - folgenden Drabbles und darauf, inwiefern ich Ähnlichkeiten und Unterschiede zu den bisherigen werde finden können!